Baukunst unter freiem Himmel: viele kleine romanische Kirchen
In der romanischen Zeit werden auf Elba einige Pfarrkirchen aus Granit gebaut; alle zusammen bilden ein einheitliches System, vor allem im Gebiet des Monte Capanne, von wo auch das Baumaterial stammt. Die Pfarrkirchen sind von einer ähnlichen Struktur gekennzeichnet: ein einziges Kirchenschiff, eine halbkreisförmige, nach Osten gewandte Apsis, wenige Einzelbogenfenster und kleine Glockengiebel. Von vielen dieser oft seit langem verlassenen Kirchlein sind noch evokative Mauern ohne Deckung erhalten: wertvolle kleine Schreine, aus deren Inneren man ein außergewöhnliches Stückchen des azurblauen Himmels bewundern kann. Die Kirche San Giovanni Battista, bei Sant’Ilario in Campo, ist heute zum Himmel offen, mit Pfeilern an den Ecken und Glockenturm auf der Fassade. Die konstante Präsenz der Nummer Drei – z. B. das Verhältnis von 3:1 des Kirchenschiffs oder die sowohl in der Apsis als auch an den Seitenwänden jeweils drei Fenster – weist auf die Dreifaltigkeit der Zisterziensermönche, Erbauer der Kirche, hin; bis Mitte des 19. Jh. wurde das Gebäude auch als Klause benutzt. Die Kirche San Niccolò, bereits Santi Pietro e Paolo, bei San Piero in Campo, wurde auf den Resten eines römischen Tempels errichtet, der Glaucus geweiht war. Sie wurde mehrere Male unter Zurücksetzen der Fassade umgeändert und in der Renaissance auch befestigt. Es handelt sich um das einzige Exemplar einer zweischiffigen Pfarrkirche, mit zwei kreisförmigen, heute in durchgehende Mauern umgewandelten Apsiden, und natürlich auch doppeltem Glockengiebel. Sie enthält verschiedene, wahrscheinlich aus dem 15. Jh. stammende Fresken der katalanischen Schule.
Die Kirche San Michele bei Capoliveri hat langobardische Ursprünge und zählt zu den ältesten der Insel; von der heute verfallenen Kirche sind die mit kleinen Außenbögen dekorierte Apsis und Teile anderer Umfangsmauern erhalten.
Die ebenfalls verfallene Kirche San Quirico, bei Rio nell’Elba, steht an dem Ort, wo sich einst die von türkischen Piraten dem Erdboden gleichgemachte Stadt Grassera befand. Die Kirche Santo Stefano alle Trane in Portoferraio, Ortsteil Magazzini, weist Blendbögen auf der Fassade und figurengeschmückte Konsolen auf dem Kämpfer der Bögen über den Türen und der kleinen Bögen der Apsis auf, mit kleinen Köpfen, Tieren, Blumen und Pflanzendekorationen; als einzige romanische Pfarrkirche wird sie noch heute als Ort der Verehrung genutzt. Die Kirche San Lorenzo bei Marciana, heute zum Himmel offen, wurde 1554 von den türkischen Piraten zum Teil zerstört; sie hat einen unregelmäßig geformten Grundriss, mit Bogen und Architrav über dem Portal und dem Schluss-Stein eines großen Glockengiebels. Die beiden Pfarrkirchen San Frediano und San Bartolomeo befinden sich auf dem westlichen Bergrücken des Monte Capanne; von ihnen sind nur niedrige Umfassungsmauern erhalten, die die rechteckige Form und die Apsis hervorheben; nach dem Verlust ihrer ursprünglichen Nutzung wurden sie auch als Gehege für Viehherden verwendet. Auf der Ostseite der Insel befinden sich die Überreste der romanischen Kirchen San Felo, abgeleitet von dem Namen San Felice, bei Rio Marina, und San Mennato oder auch Bennato, bei Cavo.